Fitnesslüge: Gelenkschonend laufen

Jeden Freitag widme ich weit verbreiteten Märchen, die in der Fitnesswelt kursieren. Unwissende oder weniger Sportinteressierte lassen sich leider oft täuschen von Werbung, Schlagzeilen und Modeerscheinungen, anstatt ihren gesunden Menschenverstand zu benutzen. Mit meiner Rubrik „Fitnesslügen“ möchte ich allen Betroffenen helfen.

 

Vielleicht hat der eine oder andere unter euch schon einmal davon gehört oder gar in einer Zeitschrift gelesen, dass man beim Joggen mit den Knien einknicken soll, um gelenkschonender zu laufen. Das ist Schwachsinn, wer auch immer das in die Welt gesetzt hat.

Die Dämpfungssysteme moderner Laufschuhe, besonders in Verbindung mit einer guten Sporteinlage, genügen völlig aus, um das Knie- und Sprunggelenk ausreichend zu dämpfen. Bei jedem Bodenkontakt liegt immer eine rund 7-fache Belastung auf dem Gelenk vor, egal in welcher Technik der Bodenkontakt erfolgt. Es ergibt deshalb keinen Sinn, sich einen „gelenkschonenden“ Laufstil anzueignen. Wesentlicher ist die Wahl der Bodenbeschaffenheit: Eine Mischung aus Wald- und Asphaltboden erscheint sinnvoll, wenn zum Beispiel ein City-Marathon bestritten werden soll.

 

Wenn wir schon beim Thema Dämpfung von Laufschuhen sind: Der Trend ging in den letzten Jahren immer mehr in Richtung des so genannten „Minimalschuhs“, das heißt es wird auf die Dämpfung weitestgehend verzichtet, um ein Barfußlaufgefühl zu erzeugen. Jedoch solltest du damit sehr vorsichtig sein, wenn du ausprobieren möchtest, damit zu laufen. Denn ein normaler Laufschuh hat immer eine gewisse Stabilitätskomponente, die beim Minimalschuh fast nicht vorhanden ist. Wenn Läufer plötzlich zu einem Minimalschuh wechseln, brauchen sie genügend Muskelkraft und Flexibilität, um damit verletzungsfrei laufen zu können. Wenn du also unvorbereitet in Minimalschuhen läufst, kann das schnell zu Verletzungen führen. Eliteläufer kommen mit weniger aufwendigen Schuhen klar. Aber Jemandem, der nach zehn Jahren vom Schreibtischstuhl aufspringt und fit werden will, würde ich keinen Minimalschuh empfehlen, das kann nur in einer Katastrophe enden.

 

Nichtsdestotrotz kann ich dir empfehlen, so oft es geht barfuß oder mit Socken zu gehen (nicht laufen), zum Beispiel in der Wohnung, auf der Wiese, am Strand oder im Schnee. Das fördert die Durchblutung und sorgt für eine kräftige Fußsohlenmuskulatur. Das kann auch bei Senk- oder Spreizfüßen helfen. Wenn du barfuß läufst, setzt du auch automatisch den Fuß anders auf dem Boden auf als mit Schuhen. Das sorgt für mehr Abwechslung im Gehstil. Und: Die Gelenkbelastung ist, entgegen dem, was man vielleicht erwarten würde, an vielen Punkten gar nicht höher als mit Schuhen.

 

Bis morgen,

dein Personal Trainer Sebastian Finis

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