Harte Kugel: Der Medizinball überlebt Generationen von der Weimarer Republik bis ins digitale Zeitalter

Generationen von Schülern wurden mit ihm malträtiert, Vielen hat er die Lust am Sport vermiest. Am Medizinball scheiden sich die Geister. Heute erfreut sich das kleine, funktionelle Trainingsgerät großer Beliebtheit in der Fitnesswelt. Was du damit alles anstellen kannst, erfährst du im folgenden Beitrag.

 

"Medizinballüben heißt den Gliedern Freiheit geben – heißt Individualität wecken – heißt Körperfreude schenken. Medizinball-Gymnastik gießt, hämmert Kraft, Ausdauer, Stehvermögen in den Körper! Sie schärft Sinne und Konzentration, sie stärkt die Nerven, fordert Gewandheit und Schneid. Ein Prasseln, Knallen, Schlagen – ein stampfendes Atmen, fast ein Flimmern von Konzentration wie zitternde Luft über sonnenheißem Sand – so überwältigend ist der Anblick, wenn 30 nackte, schlankkräftige Jünglinge und Männer, ölglänzende Athleten, sich blitzschnell mit 15 Medizinbällen bearbeiten.“
(Quelle: „Surén-Gymnastik mit Medizinbällen“, Hans Surén,1925)

 

In Deutschland machte der Medizinball in der Weimarer Republik Karriere. Verantwortlich dafür waren die damals wichtigsten deutschen Sportlehrer: Carl Diem, Prorektor der 1920 gegründeten Hochschule für Leibesübungen in Berlin und Hans Surén, der Begründer der „Deutschen Gymnastik“, seit 1919 Leiter der Heeresschule für Leibesübungen.

Die Bezeichnung „Medizinball“ kommt aus den Vereinigten Staaten, wo diese Art Bälle zuerst als „Medizin für den Körper“ Verwendung fanden, da beim Werfen und Fangen nahezu die gesamte Muskulatur gekräftigt wird. Ursprünglich war der "medicine ball" in den USA ein Trainingsgerät für Leistungsboxer und Ringer. Als Erfinder gilt der US-Amerikaner William Muldoon, ein New Yorker Polizist, Boxer und Weltklasseringer. Er schleuderte beim Boxtraining die Kugel in schneller Folge in Richtung seiner Trainingspartner, um deren Muskelkraft, Reaktionsgeschwindigkeit und Beweglichkeit zu trainieren. Das war Ende des 19. Jahrhunderts.

 

Der klassische Medizinball war ein Vollball aus Leder, der mit Haaren von Wild (z. B. Rentier) oder Korkgranulat gefüllt war. Die gängigen Medizinbälle, die es heute im Fitnesshandel zu kaufen gibt, sind aus Kunststoff und mit Luft gefüllt und von daher auch zum Prellen geeignet. Es gibt Bälle von 1 bis 10 kg. Beispiele findest du HIER.

Dass der Medizinball nicht nur zum Werfen und Fangen mit einem Partner da ist, wie du es vielleicht noch aus dem Schulsport kennst, siehst du an den folgenden Übungen, die du alleine ausführen kannst. Dein ganzer Körper wird sich freuen! 

 

Die besten Übungen für Zuhause:

Weitere Übungen findest du im Bewegtbild auf meinem YouTube-Kanal